agentur trifft religion / // viel glauben, wenig spirit


Kommunikation, Haltung, Unternehmensführung, posted by: sh

Das Credo hat als Teil der katholischen Liturgie bereits einige Jahrhunderte auf dem Buckel, doch das scheint viele Agenturen nicht davon abzuhalten, es keineswegs für ein hoffnungslos veraltetes Konzept zu halten. Neulich im Netz jedenfalls konnte ich zu meinem Erstaunen überall Glaubensbekenntnisse entdecken. „We BELIEVE“ steht da zu lesen, „Unser Credo“ oder „WORAN WIR GLAUBEN“ und dann geht es um Haltung, um die Kraft von Ideen, Marken, Sinn, Schönheit und Design, das Wesentliche halt. 

 

Klar: Die Agentur will zeigen, dass sie emotionale Kommunikation kann. Und vielleicht möchte sie sich auch gleich als Spezialistin auf dem Feld von Unternehmensethik und Corporate Responsibility profilieren. Dagegen habe ich nichts. Nur warum muss das im Gestus religiöser Überzeugung geschehen, obwohl hier gar keine Glaubensinhalte, sondern wissenschaftlich bestens belegte Tatsachen mitgeteilt werden? 

 

Marken bieten Orientierung. Menschen erwarten von Unternehmen, sich verantwortungsbewusst zu verhalten. Sie schreiben Dingen automatisch eine Bedeutung zu und reagieren auf neuartige Reize stärker als auf altbekannte. Wer das weiß, kann eigentlich doch ganz aufgeklärt an die Sache herangehen und seine Arbeit als das verkaufen, was sie im besten Fall ist: ein professionelles, kreatives, den Menschen zugewandtes Geschäft. So gesehen braucht Kommunikation dann auch gar keine Glaubenssätze. Wissen, Experimentierfreude und Einfühlungsvermögen reichen vollkommen aus.